"Humor hilft heilen!" (Eckart von Hirschhausen)
"Lachen hilft lehren!" (ich)
Ich bin Lehrerin.
Und ich spiele Improtheater.
Anfangs dachte ich, das wäre nur ein "netter Ausgleich" zum Schulalltag. Doch bald merkte ich - es ist GENAU DAS:
Als Lehrerin stehe ich jeden Tag auf einer "Bühne", muss das "Publikum" begeistern, auf Unvorhergesehenes spontan und mit Humor reagieren:
Der Kopierer ist kaputt? Robert kriegt einen Schreianfall? Janine hat eine nasse Hose? Paula hat meine Buchstabenzettel verschluckt?
Als Lehrerin muss ich ständig improvisieren: Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Ich muss die Situation annehmen (eine Grundregel beim Improvisieren) und versuchen, das beste draus zu machen.
Meine zwei Leidenschaften - Kinder unterrichten und Improvisationstheater spielen - ließen in mir daher folgende Erkenntnis reifen:
HEUREKA: Improtheater gehört in die Lehrerbildung!
Meine eigene Ausbildung zur Lehrerin ist mehr als zwanzig Jahre her. Schon damals dachte ich: Es fehlt etwas Entscheidendes. Heute kann ich es benennen - und es fehlt immer noch.
Nicht erst seit Gerald Hüther wissen wir, dass nicht Geld und Ausstattung der Schulen entscheidend sind, sondern die Lehrerpersönlichkeit.
Wenn von Lehrerbildung die Rede ist, heißt es manchmal:
"Wir brauchen die klügsten Köpfe."
Was wir ausbilden, sind Köpfe.
In die Köpfe hinein kommen: Erziehungswissenschaft, Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Pädagogik usw.
Vor den Klassen stehen aber keine Köpfe.
Vor den Klassen stehen Menschen.
Wir bilden Menschen aus, die wiederum Menschen ausbilden.
Menschen haben:
- Erfahrungen (gute und schlechte),
- Gefühle (hoffentlich),
- Motive (möglichst nur die besten),
- Stimmen (starke oder schwache),
- Humor (mehr oder weniger).
Ich bin bescheidener als Martin Luther - ich habe nur drei Thesen:
Wir brauchen in der Lehrerbildung:
1. Biographiearbeit:
Studierende sollen reflektieren über Fragen ihrer bisherigen Entwicklung und die Motivation ihrer Berufswahl.
Wie bin ich geworden, was ich bin? Welche Lehrerinnen und Lehrer haben mich geprägt? Wodurch? Welche Erfahrungen und Selbstbilder habe ich als Schulkind verinnerlicht? Was ziehe ich für daraus für Schlüsse?
- Umsetzung: Gesprächsgruppen, von Fachleuten angeleitet, kreative Gestaltung
2. Philosophie:
Welches Bild vom Menschen habe ich? Zu welchen Menschen will ich meine Schülerinnen und Schüler erziehen? Was glaube ich, mit meiner Arbeit bewirken zu können?
- Umsetzung: Vorlesungen + Seminare + Klausurtage
3. Phantasie:
Was kann an einem Schultag Unvorhergesehenes passieren? Wie kann ich darauf spontan und mit Humor reagieren?
- Umsetzung: Improvisationstheaterkurs für alle Studierenden
Beim Improtheater gibt es immer viel zu lachen: Man schlüpft in die verschiedensten Rollen und ist manchmal selbst verblüfft über die eigene Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten. Diesen Humor und die Flexibilität sollen die Studierenden mitnehmen in den Schulalltag. Das erleichtert es ihnen, die Freude am Unterrichten zu behalten und sich selbst vor einem möglichen Burnout zu schützen.
Impro...
1. fördert aktives Zuhören, die Sprache und Ausdrucksfähigkeit
2. ermöglicht spielerischen Umgang mit der sozialen Rolle
3. schafft Atmosphäre von Unbeschwertheit und Kreativität
4. baut Aggression und Schulangst ab
5. führt zu besserer Selbstwahrnehmung und Erkennung der eigenen Fähigkeiten
6. fördert Empathie und Teamfähigkeit
7. wirkt inspirierend, auch auf die Mitspieler
8. lässt Empfindungen des Augenblicks zu
9. stärkt die Bereitschaft, sich auf Unbekanntes einzulassen und flexibel zu reagieren
10. lässt einen an die Grenzen gehen und hilft, Niederlagen zu verkraften und scheitern zu lernen - Irren ist menschlich!
Kurz: Impro macht stark!
Meine Vision ist, mit den Methoden des Improtheaters junge Studentinnen und Studenten fit zu machen für einen der anstrengendsten und schönsten Berufe. Dafür suche ich Mitstreiterinnen und Mitstreiter, um gemeinsam ein schlagkräftiges Netzwerk zur __________ * der Lehrerbildung zu gründen.
(* hier beliebig einsetzen: Verbesserung / Neuorientierung / Umgestaltung / Reform / Revolution)
Lesetipp:
Maike Plath: "Befreit euch! Anleitung zur kleinen Bildungsrevolution"